Wir freuen uns über Meldungen von Dachbruten - info(at)NABU-Kiel.de
06.05.2023 | Seit Ende April sind wieder zahlreiche Küstenvögel auf den Dächern von Kiel zu sehen. Teilweise brüten die Vögel schon, andere werden demnächst anfangen Eier zu legen. Sturm-, Lach- und Silbermöwen sind dabei die häufigsten Arten. Durch die weit hörbaren Rufe mit am auffälligsten ist der Aussternfischer. Flussseeschwalben brüten in geringeren Zahlen auf unseren Dächern. Und obwohl die Vögel so auffällig sind, sind nicht alle Brutvorkommen in Kiel bekannt.
Dass die Vögel auf den Dächern in der Landeshauptstadt brüten, hat mehrere Ursachen. Insbesondere der fehlende Lebensraum in unserer Landschaft führt dazu, dass sie sich neue Brutgebiete suchen
müssen. Möwen und Seeschwalben sind Koloniebrüter und nutzen gerne gehölzfreie Inseln in Seen sowie Sandbänke, Inseln und Dünen an Nord- und Ostseeküste. Das sind Landschaften, die sich
ursprünglich in der Natur ständig neu gebildet haben. Die Arten sind darauf spezialisiert neu entstandene Lebensräume schnell zu besiedeln. „Durch Flussbegradigungen und Küstenschutz fehlt
allerdings die natürliche Dynamik in unserer Landschaft“, so Hartmut Rudolphi, Vorsitzender des NABU Kiel. „Neue Inseln und Sandbänke bilden sich so gut wie nicht mehr. Dadurch gehen die
natürlichen Brutgebiete verloren.“ Hinzu kommt die sehr hohe Freizeitnutzung auf den Seen und an der Küste, die zu Störungen führen. Auch die steigende Zahl an Fressfeinden wie Fuchs oder der bei
uns nicht heimische Waschbär führt zum Rückgang von den Bodenbrütern. Auf den Kieler Dächern sind die Vögel dagegen sicher vor Fressfeinden und Störungen. Zur Nahrungssuche fliegen sie zur Förde
oder auf Äcker und Grünlandflächen in die Umgebung.
Besonders bei den größeren Kolonien von Sturmmöwen oder Flussseeschwalben führt Lärm und Verschmutzungen durch den Kot zu Konflikten in den jeweiligen Stadtteilen. Wo sie auftreten, wird in der
Regel versucht, sie wieder durch Vergrämungsmaßnahmen zu vertreiben. Aber die Dachbruten sind wichtig für den Schutz der Vögel und die Neststandorte sind streng geschützt. Der NABU Kiel will sich
für den Schutz einsetzen, denn die Vögel sind ein wichtiger Teil unseres Ökosystems. Und außerdem, was wäre eine Küstenstadt wie Kiel ohne ihre typischen Möwen? Nicht umsonst sind Möwen auf
zahlreichen Touristensouvenirs zu finden.
Der NABU Kiel führt daher eine Zählung durch und ist dabei auf Meldungen von Kielerinnen und Kielern angewiesen. Wer aus seinem Fenster von zu Hause oder im Büro brütende Möwen, Seeschwalben oder
Austernfischer beobachten kann, der meldet das bitte per Mail an den NABU Kiel, info(at)NABU-Kiel.de. Egal, ob
das eine einzelne Brut ist oder eine Kolonie. Die Meldungen sollen Angaben zum genauen Ort und wie viele Nester zu sehen sind enthalten. Wer die Vogelart bestimmen kann, schreibt das ebenfalls
dazu. Gerne ein Handy-Foto vom brütenden Vogel dazu schicken. Die Daten werden gesammelt und ausgewertet.
Hierzu hat der NABU Kiel folgende Pressemitteilung veröffentlicht:
_____________________________________________
Der NABU Kiel setzt sich mit seinen über 3.200 Mitgliedern für die Belange von Umwelt und Natur sowie den Klimaschutz ein.
Bis in die 1960er Jahre zogen jedes Frühjahr mehrere Hundert Paare Trauerseeschwalben zur Brut und Jungenaufzucht auf die Halbinsel Eiderstedt. Seither sind Brutbestände und Bruterfolge dort besonders durch Veränderung der Grünlandbewirtschaftung dramatisch gesunken. Im Jahre 2010 zogen nur noch 24 Brutpaare 13 Junge groß. Der NABU Kiel führt deshalb seit über 20 Jahren ein Schutzprogramm durch.Dies kann aber den Niedergang kaum aufhalten, solange der Deich- und Hauptsielverband rücksichtslos die Grabenwasserstände absenkt.
Kontakt: Hartmut Rudolphi
Viele der auf Bottsand geschlüpften Seeschwalben-Jungen fallen immer wieder Beurtegreifern, wie dem Fuchs, trotz einer Umzäunung des Brutfeldes zum Opfer.
Auch in diesem Jahr muss wieder eine Einzäunung um das Brutfeld herum gesetzt werden. Diese muss jedoch nun entsprechend höher und aufwendiger gebaut werden.
Der Termin für den Zaunaufbau wird jedes Jahr mit dem Mitarbeitern des Eiderheims festgelegt. Treffpunkt ist die Naturstation Bottsand am Deich. Wer sich daran beteiligen kann, ist hiermit eingeladen beim Zaunaufbau oder beim Strippenziehen mitzumachen. Hilfreich können auch schon ein paar Stunden sein. Eine Anmeldung per Mail wäre gut (harrje(at)gmx.de).
Wenn das Wetter mitspielt, wird das sicher eine schöne Aktion....
Fotos: NABU/Hartmut Rudolphi
20.02.2019: Der NABU Kiel und die Bundesfreiwilligen des Umweltschutzamtes Kiel bauen Brutflöße für die Trauerseeschwalbe. Trauerseeschwalben gehören zu unseren elegantesten einheimischen Vögeln.
Sie brüten in der Schwimmblattzone von flachen Seen oder Gräben. Ihre Nester bauen sie auf die Blätter von See- und Teichrosen.
Die Art geht nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern in ganz Europa zurück und ist bei uns stark gefährdet. Trauerseeschwalben brüten bei uns nur noch mit wenigen Paaren an der Westküste. Vor
allem durch Habitatzerstörung ist der Bestand eingebrochen. Auch auf dem Schulensee hat die Art früher gebrütet.
Mit den Brutflößen sollen durchziehende Trauerseeschwalben dazu gebracht werden, wieder im Binnenland von Schleswig-Holstein zu brüten. Die 24 Flöße werden Ende April auf dem Schulensee und im
Offenbüttler Moor ausgebracht. Wir werden darüber berichten, ob die Flöße von den Trauerseeschwalben angenommen werden.